Die Aula ist festlich geschmückt, die Sitzplätze sind belegt, die Blicke erwartungsvoll auf die Bühne gerichtet. „Was für eine Reise!“ Unser Schulleiter Eicke Stolt eröffnet die Jubiläumsfeier des Weiterbildungskollegs und ist selbst ein bisschen aufgeregt wie am ersten Schultag, da er nicht wisse, was kommt. Das, was dann kommt, lässt aber nur Grund zum Feiern!
Gestartet sind wir 1974 mit 20 Studierenden, die ihre 2. Chance auf einen Schulabschluss genutzt haben. Seither liegt ein „halbes Jahrhundert voller Bildung, Entwicklung und spannenden Geschichten“ hinter uns und wir „sind fester Bestandteil der Mindener Schullandschaft und für die da, die ihren Weg neu ausrichten möchten oder müssen“, so Stolt. Das Weser-Kolleg ähnele dem Wasserstraßenkreuz: „viele Wege verbinden sich zu einem.“
Fünf Studierende bringen anschließend zu afrikanischen Rhythmen Dynamik auf die Bühne. Die Tanzgruppe repräsentiert voll und ganz das Weser-Kolleg, da nicht nur viele Nationalitäten zusammenkommen, sondern auch sämtliche Bildungsgänge unseres Weiterbildungskollegs vertreten sind. Ein Blick nach unten verrät mir, dass die Füße der Gäste gar nicht anders können als mitzuwippen. Bürgermeister Michael Jäcke gratuliert dem Weser-Kolleg dazu, Lernen als etwas Positives zu vermitteln und erlebbar zu machen, neue Perspektiven zu schaffen und lang ersehnte Berufswünsche erfüllen zu können. Der Wert der Bildung ende schließlich nie, sondern sei eine fortwährende Reise. Minden könne stolz sein auf das Weiterbildungskolleg, das so zahlreiche Bildungsgänge unter dem Dach des ehemaligen preußischen Proviantmagazins vereint.
Der Vormittag steht ganz unter dem Zeichen der vergangenen und zukünftigen Zeit. Die Studierende Solyana Teame greift in ihrem Poetry-Slam-Vortrag dieses Thema auf und fragt danach, ob die Zeit sich ändere oder nicht doch vielmehr die Menschen diese nur verändern könnten. Die Menschen der letzten fünf Jahrzehnte sind es auch gewesen, die das Weser-Kolleg stets verändert und weiterentwickelt haben. Landrat Ali Doĝan betont die Vielfalt, ohne die es die Schule nicht gäbe und appelliert an die Studierenden: „Ihr habt alle Möglichkeiten. Nutzt sie!“
Nun wechseln wir die Perspektive und schauen durch die Brillen unserer SV-Sprecherinnen Nora Hanauske und Jennifer Hakemeyer auf das Weser-Kolleg, welches ihnen die Möglichkeit gegeben habe, negative Erfahrungen aus dem ersten Bildungsweg überschreiben und neue Freundschaften schließen zu können. Die Begegnung auf Augenhöhe sei eine wertvolle Erfahrung für sie und die Möglichkeit der aktiven Mitgestaltung ein Weg, eigene Stärken neu zu entdecken. Die Studierendenschaft repräsentiert Vielfalt und bei zahlreichen Aktionen wie den Projektwochen, der AG „Schule der Vielfalt“ oder der Partnerschaft mit der polnischen Schule kann diese Vielfalt erlebt und gelebt werden. Das Miteinander verkörpern auch die drei Studierenden und drei Lehrer*innen der Schul-Band, die zwischendurch für gute Laune mit „Are you looking for freedom“ und „Don´t worry“ sorgen. Neben mir hält es manche nun nicht mehr auf den Sitzen.
Mit bereits etwas Abstand kann unsere ehemalige Studierende Daniela Driftmeier ihre Eindrücke der erlebten Schulzeit schildern. Als erwerbstätige Mutter ist sie zu uns gekommen und hat 2018 das wohlverdiente Abiturzeugnis entgegengenommen. Ihre Zeit am Weser-Kolleg ist eine aktive gewesen: als SV-Sprecherin und z.B. Mitglied der Theater-AG und des Chors hat sie in vielen Bereich erfolgreich mitgewirkt. Dabei habe sie es besonders genossen, dass das Weser-Kolleg Räume geschaffen habe für die persönlichen Interessen. Ihrem Studium der molekularen Biotechnologie schließt sie momentan ihre Dissertation an, deren Titel hier aus Platz- und Verständnisgründen leider nicht wiedergegeben werden kann ;-). Vieles habe sich auch seit ihrem Abschluss verändert: der Umbau, neues Mobiliar, der Podcast…, nur der Kaffee sei leider noch immer nicht besser geworden. (Nun gut, es müssen auch Ziele für die nächsten Jahrzehnte bleiben.) Geblieben sind aber die Freundschaften, Dankbarkeit und viele rührende, lustige und wertvolle Erinnerungen. So lautet ihr Appell an die Studierenden: „Seid stolz auf den Mut, den ihr aufgebracht habt, hierher zu kommen und einen Neuanfang zu wagen!“
Der anschließende Raumwechsel auf der Bühne führt uns in das Wohnzimmer einer Familie, bei der die Eltern selbst am Weser-Kolleg gewesen sind und die Kinder aktuell ihren Schulabschluss nachholen. Eine heikle Matheaufgabe führt letztendlich dazu, dass 28 Torten für die 7 bisherigen Schulleiter unseres Weiterbildungskollegs gekauft…und schlimmstenfalls auch verzehrt werden müssen. Die Theater-AG nimmt uns auf unterhaltsame Weise mit auf eine kleine Rückschau.
Das Schulleitungsteam Nicole Isaak und Eicke Stolt blickt abschließend noch einmal gemeinsam zurück, auf das Jetzt, aber auch nach vorn: Das Weser-Kolleg ist immer ein Ort der Unterstützung gewesen, der Schule und Zuhause vereinbaren konnte. Die Abbildung der Vielfalt ist unsere Stärke. Und das Weser-Kolleg bleibt ein Ort, an dem Menschen aus verschiedenen Lebensbereichen und mit unterschiedlichsten Hintergründen zusammenkommen und in einer offenen Gemeinschaft lernen können.
Im Anschluss an das feierliche Programm haben die Gäst*innen, Ehemalige, Studierende, Lehrende und Freund*innen des Weser-Kollegs ein köstliches orientalisch-persiches Buffet genießen und sich über Vergangenes und Zukünftiges austauschen können.
Der Vormittag war eine tolle Zeitreise in die Geschichte unserer Schule, machte Spaß, machte Mut, war lecker, war gesprächig, war so bunt, wie das Weser-Kolleg selbst!
Vielen Dank dafür!
Heute, am 11.10., ist der Tag des Coming-outs. Dieser wurde ins Leben gerufen, um Menschen zu ermutigen, so zu sein, wie sie sind und zu sich selbst zu stehen.
Als Schule der Vielfalt liegt uns dieser Tag am Herzen und wir möchten die Chance nutzen, um auf dieses wichtige Thema hinzuweisen.
Eine unserer Studierenden hat dazu einen offenen Brief verfasst, den Sie unten lesen können. Vielleicht spricht er Sie ja persönlich an, vielleicht möchten Sie sich einfach über das Thema informieren. Das Lesen lohnt sich in jedem Fall.
Viel Arbeit haben Studierende und Lehrende in den letzten beiden Semestern in die Evaluation und Verbesserung des Lernzeitenkonzepts gesteckt. Nun startet mit dem Wintersemester 2024/25 das angepasste Modell.
Der Anteil der Lernzeiten wurde auf 1/4 gekürzt, um mehr Unterrichtszeit für Fachunterricht zu generieren. Die 60-Minuten-Stunden wurden verlängert. Es gibt nur noch eine Lernzeit am Tag, die - wie sich viele Studierende wünschten - nun aber länger ist und intensivere Beschäftigung mit einem Thema ermöglicht. Die Fünfminutenpausen wurden verlängert, um ein entspanntes Aufsuchen der Räume zu ermöglichen. Alle Stunden sind gleich lang, um eine bessere Rhythmisierung im Alltag zu ermöglichen.
Was auf den ersten Blick etwas sperrig wirkt, macht alle diese Verbesserungen möglich: Das 67,5-Minuten-Raster. Alle Unterrichtsstunden sind nun 67,5 bzw. 68 Minuten lang. Wir wünschen allen Studierenden und Lehrenden einen guten Semesterstart und eine schnelle Eingewöhnung in das neue Lernzeitenkonzept.