Unser Weiterbildungskolleg im Zentrum Mindens sieht sich seit seiner Gründung 1974 als fester Bestandteil der Mindener Bildungslandschaft. Unsere Bildungseinrichtung ist mit den vielfältigen Bildungsgängen auch in Onlineformaten unter einem Dach einzigartig in NRW. Unser vielfältiges Kollegium hat es sich als Schule der zweiten Chance zur Aufgabe gemacht, Schule und Lernen als etwas Positives erlebbar zu machen. Natürlich ist für uns das Erreichen des angestrebten Abschlusses unserer Studierenden ein sehr wichtiges Ziel unserer Arbeit. Darüber hinaus sehen wir uns aber auch in der Pflicht, durch unser Schulleben und unseren Unterricht Lernsituationen zu schaffen, die neben dem erfolgreichen Abschluss auch darauf angelegt sind, Eigenständigkeit zu fördern, kulturelle Bildung zu ermöglichen, ein positives Selbstbild zu entwickeln, eigene Stärken als solche wahrzunehmen und sich selbst besser zu reflektieren.
Um auf diese Ziele hinzuarbeiten, steht in unserem Haus ein engagiertes Kollegium bereit. Wir sehen die Verschiedenheit unserer Studierenden nicht als Problem, sondern als herausfordernde Bereicherung der eigenen Arbeit. Uns interessiert weniger, woher unsere Studierenden kommen, sondern viel mehr, wohin unsere Studierenden wollen. Wir sehen uns als Begleiter und Begleiterinnen auf diesem Weg. Aufgrund der sehr unterschiedlichen Biografien unserer Studierenden wissen wir, dass Verständnis, Toleranz und Akzeptanz zentrale Werte unseres Handelns sind. Wir sind daher oft in der Lage, flexible Lösungen auf dem Lernweg am Weser-Kolleg anzubieten und möchten unseren Studierenden letztlich die mündige Teilnahme an der Gesellschaft ermöglichen.
Wir bilden erwachsene Menschen aus, die sich nach einem Lebensweg mit Kreuzungen, Sackgassen und Umwegen für unsere Schule entschieden haben. Wir sind uns bewusst, dass die Biografien unserer Lernenden starke Brüche aufweisen können, weil aus diversen Gründen im ersten Bildungsweg Ziele nicht erreicht werden konnten. Zu diesen Ursachen gehören chronische Vorerkrankungen, psychische Erkrankungen, wie etwa Depressionen, Mobbing- und Ausgrenzungserfahrungen an bisherigen Schulen, Straffälligkeit in der Vergangenheit, Suchterkrankungen, Migrationserfahrungen und damit verbundene Probleme mit der deutschen Sprache aber auch Schwierigkeiten bei der eigenen Identitätsfindung, auch im Hinblick auf die sexuelle Orientierung und Identität. Unsere langjährige Erfahrung mit ebendiesen Lebenswegen ist eine unserer großen Stärken bei der Bildungsarbeit mit Erwachsenen.
Wir sind darauf eingestellt, dass nicht all unsere Studierenden so standhaft und selbstsicher agieren, wie man es grundsätzlich im Erwachsenenalter erwarten würde. Hohe Fehlzeiten und Schulabbrüche gehören zu den größten Herausforderungen unserer pädagogischen Arbeit. Wenn Krisen den Schulalltag begleiten, bleiben unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter handlungsfähig, weil es am Weser-Kolleg vielfältige Möglichkeiten der Kommunikation gibt. Dazu gehören selbstverständlich regelmäßige Gesprächsangebote seitens der Klassenleitungen. Bei Problemen oder längerer Abwesenheit helfen unsere Beratungslehrerinnen und Beratungslehrer oder unsere Schulsozialarbeiterin sowie unsere Integrationshelferin. Hierbei ist eine angemessene und erwachsenengerechte Gesprächskultur selbstverständlich für uns, damit die Studierenden sich in ihren Anliegen ernst genommen fühlen und Vertrauen aufbauen können.
Eine wichtige Ressource ist für uns das vertrauensvolle Miteinander, das unseren gesamten Alltag prägt. Wir als Kollegium arbeiten gemeinsam mit unseren Studierenden daran, Stabilität und Vertrauen aufzubauen, Perspektiven zu schaffen und Neuanfänge gelingen zu lassen. Die persönlichen Begegnungen und der stetige Austausch ermöglichen es uns, im Rahmen unseres pädagogischen Handelns individuell auf unsere Studierenden einzugehen.
Unsere Schule soll ein Ort der Erfahrung und des Lernens sein. Die Bedeutung des lebenslangen Lernens fasst der Schweizer Dichter Gottfried Keller treffend zusammen: „Das Menschenleben ist eine ständige Schule.“ Da das Lernen ein Prozess ist, der uns unser gesamtes Leben lang begleitet, wollen wir eine Schule sein, die das Leben unserer Studierenden prägt und bereichert. Das Weser-Kolleg bietet hierzu einen offenen Raum für Entfaltung, Herausforderung und Entwicklung. Im Sinne des lebenslangen Lernens befinden auch wir uns im Prozess stetiger Weiterentwicklung, um die Lernumgebung unserer Studierenden zu optimieren. Hierfür setzen wir unter anderem vielfältige digitale Methoden ein, um Lernprozesse sowohl individuell als auch kollaborativ zu gestalten.
Bildung soll den Menschen den Erwerb von Kompetenzen und das Ausschöpfen seiner Potenziale ermöglichen. Unsere Schule möchte dabei ein besseres Gelingen von Berufs- und Privatleben und die Teilnahme an der sozialen und politischen Gemeinschaft für jeden unserer Studierenden in den Vordergrund stellen. Da wir heute noch keine Idee davon haben, wie die Arbeitsplätze geschweige denn unsere Gesellschaft in der Zukunft aussehen werden, wollen wir unsere Studierenden auf ein lebenslanges Lernen vorbereiten. Dabei soll an unserer Schule des zweiten Bildungsweges das gelungene und selbständige Lernen im Vordergrund stehen. Hierzu bieten wir unseren Studierenden die Möglichkeit im eigens dafür bereitgestellten Lernzeiten selbstorganisiert zu lernen. Wir haben in unserer langjährigen Erfahrung mit den vielfältigsten Bildungsbiographien verstanden, dass Bildung für unsere Studierenden viel mehr ist, als das bloße Erreichen von guten Noten oder vorformulierten Standards. Gelungenes Lernen geht für uns weit über den bloßen Erwerb von Fachkenntnissen hinaus. Es steht für uns dafür, dass wir unseren Studierenden neben dem Erwerb von Fachkenntnissen und fachgebundenen Kompetenzen den Raum geben, sich am Weser-Kolleg auch persönlich weiterzuentwickeln. Dazu gehört für uns auch, mit dem Lernen verbundene Ängste zu überwinden und Scheitern als festen Bestandteil des Entwicklungs- und Lernprozesses eines jeden Menschen zu begreifen. Wir möchten unseren Studierenden ein Bild von Schule geben, dass sie so in ihrem Leben vielleicht noch nicht kennengelernt haben und darüber ein Lernen ermöglichen, das nicht nur auf Noten ausgerichtet ist und auf fremdgesetzten Zielen basiert. Wir möchten gelungenes Lernen ermöglichen, bei dem Lernen nicht als Last oder Pflicht, sondern vielmehr als kostbares Gut gesehen wird, das jeden Menschen bis an sein Lebensende begleitet und bereichert.